Reinhard Karl

Der neue Blick auf die Berge

Tom Dauer

"Mit Hilfe der Fotografie lernte ich sehen. Oben war nicht einfach nur der Gipfel, sondern ich sah, dass von oben unendlich verschiedene Wege ins Tal führten. Nach jedem Oben wurde ich ein anderer, unten", beschreibt Reinhard Karl sein Erleben mit der Kamera. Er war ein charismatischer Bergsteiger der ersten Stunde, Kletterer der ersten Alpenroute im VII. Schwierigkeitsgrad und der erste Deutsche auf dem Everest. Reinhard Karl verunglückte im 1982 am Cho Oyu durch eine Lawine tödlich. Am 2. November 2006 wäre er 60 Jahre alt geworden.

Aus seinem umfangreichen fotografischen Fundus werden in dem Bildband "Reinhard Karl – Der neue Blick auf die Berge" ausgewählte Schwarz-Weiss Aufnahmen präsentiert. Seine Bilder weisen - ihrer Zeit weit voraus - ein neuer Zugang zum Bergsport, sie sind spontan, kreativ und ungewohnt. Neue Sichtweisen ermöglicht durch die Karls Kamera. Fotos, die die Sicht des Bergsteigens veränderten. Dabei wird auch jenes Lebensgefühl spürbar, das die Kletterszene in den 70er- und 80er Jahren geprägt hat - freies Klettern, freies Leben. 

Der fotografische Autodidakt Reinhard Karl dokumentiert den Bergsteiger in seinem für den Laien scheinbar "verrückten" Tun und stellt das bunte Volk der Kletterfreaks vor. Er fängt Stimmungen und Emotionen unmittelbar ein – Freude und Übermut, aber auch Erschöpfung und Angst. Seine Bilder zeigen das, was auch in seinen Texten immer wieder aufscheint: Die Frage nach der Wirklichkeit, nach der Differenz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und der objektiven Realität – jenseits jeder verklärenden Bergromantik oder gar stilisiertem Heldentum.

Der Alpinjournalist und Bergsteiger Tom Dauer hat Texte von und über Reinhard Karl sorgfältig ausgewählt und eröffnet damit den inhaltlichen Hintergrund zu den Aufnahmen. Der Bildband zeigt einen besonderen Blick auf die alpine Natur und auch auf den Fotografen Reinhard Karl, der bis heute für viele Bergsteiger ein Idol geblieben ist.