Bilanz eines Grenzgängers
Reinhold Messner
Reinhold Messner ist äußerst eloquent. Noch wortgewandter wird er mit einem Gegenüber, ein Dialog wird so zum Feuerwerk! Seine Äußerungen haben Gewicht, gründen sie doch auf seinen eigenen persönlichen Erfahrungen und Reflexionen. Die wichtigsten Interviews seines lebenslangen Grenzganges sind in diesem Buch zusammengefasst. Die Interviews bis etwa 1980 spielen vor dem Hintergrund seiner bekanntesten Expeditionen vom Nanga Parbat bis zum Everest. Messner im Originalton, nicht von heute, sondern von damals.
Dominiert im ersten Drittel des Buches der Bergsteiger, widmen sich die weiteren Teile seinen Aktivitäten als Wüstengänger, Yeti-Sucher, Alpinphilosoph, Schriftsteller, Bergbauer, Politiker, Entwicklungshelfer, Managementberater und Museumsgründer. Nicht ausgespart bleiben die Auseinandersetzungen mit den Teilnehmern der Nanga Parbat Expedition 1970. Ergänzt werden die Interviews mit bislang in Buchform unveröffentlichten Texten Messners: Vorträge, Grundsatzpapiere, Reportagen. Gedanken über die Natur und zum Wesen des Bergsteigens, über Abschied und Wiederkehr, Ansporn und Erfüllung, und über den Weg zu sich selbst.
Das Buch eröffnet nicht wirklich sensationell neue Einsichten, doch gibt es einen interessanten Einblick in das vielfältige Leben des außergewöhnlichen Menschen Reinhold Messner. Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet, kurzweilig erzählt und leicht lesbar. Der Untertitel "Bilanz eines Grenzgängers" fasst den Charakter des Werkes zusammen: Es ist ein Resumee des Lebensweges Messners - zum jetzigen Zeitpunkt wohl eher erst eine "Zwischenbilanz" ...
Ein Detail am Rande: Akribischen Alpinchronisten wird auffallen, dass in Messners Alpinbiographie statt Franz Jäger irrtümlicherweise Horst Fankhauser, jahrzehntelang begeisterter Hüttenwirt der Franz Senn Hütte, 1972 am Manaslu tödlich verunglückte ...