Porträts 1845–heute
Huw Lewis-Jones
Polarreisende sind auf der Suche nach etwas, das sich kaum beschreiben und noch weniger erklären lässt. Man kann es nur selbst erleben. Der Ansatz des Polarbuches, mehr oder auch weniger namhafte Protagonisten der Zunft der Polar-Abenteurer vorzustellen ist daher überaus interessant, um unterschiedliche Charaktäre, Sichtweisen, Motive aber auch Stile und Philosophien kennen zu lernen. So wird augenscheinlich, dass es "den" Polar-Abenteurer schlechthin nicht gibt. Alle jedoch eint der Antrieb, sich vom Zentrum der menschlichen Existenz hinaus zu wagen in die Welt der Kälte, Menschenleere und Heimatlosigkeit. Polarreisende lassen alles Bekannte und Sichere hinter sich und überschreiten die Grenze zur lebensfeindlichen Wildnis. Es treibt sie Neugierde, Abenteuerlust und Forscherdrang.
Huw Lewis-Jones, Historiker am Scott Polar Research Institute, hat in den Archiven des ältesten Instituts für Polarforschung recherchiert und beeindruckende Fotografien entdeckt, die er nun in seinem Bildband "Abenteurer im Eis" präsentiert. Sie zeigen frühe Polarfahrer und einige der weltweit ersten Polaraufnahmen. Das Herzstück des Bandes ist eine Porträtgalerie aus je 50 historischen und 50 aktuellen Aufnahmen des Fotografen Martin Hartley. Sie zeigen Frauen und Männer, die in den Gebieten der Arktis und Antarktis forschen, wissenschaftlich arbeiten, leben oder reisen.
Die ausdrucksstarken und wettergegerbten Gesichter von Roald Amundsen, Rosie Stancer, Reinhold Messner, Fridtjof Nansen und vielen weiteren sprechen von Stärke und Entschlossenheit im Kampf mit den Elementen. Jeder der großformatigen Aufnahmen ist ein lebendig geschriebenes Kurzporträt gegenübergestellt, das von den Abenteuern des Abgebildeten erzählt. Ein außergewöhnlicher Band über 100 außergewöhnliche Menschen!
Wertungsfrei sei angemerkt, dass wohl aufgrund des gebotenen Rahmens von 100 Personen leider zahlreiche historische wie auch moderne Polarforscher, die außergewöhnliche Leistungen und Expeditionen in Polargebieten vollbrachten, ausgeklammert blieben. Julius Payer, Arved Fuchs, Cecile Skog, Paul Landry, Sjur Mordre, Mike Horn, Dimitrj Schparo, Jean-Louis Etienne und zahlreiche andere Größen hätten es ebenso verdient, genannt zu werden.