Eine, wenn nicht DIE Konstante in Reinhold Messners Leben ist der Gegenwind, ob als Sturm auf dem Weg zum Südpol mit Arved Fuchs oder mit seinem Bruder Hubert über das Grönland-Eis, ob allein beim Zeltaufbau oder mit anderen in steilen Wänden. Vor allem aber zurück in der Zivilisation, wo seine Taten oft Widerspruch provozieren. Schon als junger Bergsteiger erlebte er immer wieder Anfeindungen – später als meinungsstarker Individualist, Autor und Museumsmacher.
Mit der Erfahrung aus acht Jahrzehnten reflektiert Messner gewohnt wortgewaltig und eindringlich Freundschaften und Intrigen sowie alpinistische wie private Höhepunkte und Rückschläge. Dazu werden auch alte Medienberichte, Interviews und Briefe authentisch aufbereitet. Das Buch macht zwar nicht wirklich froh, schildert es ja weniger die schönen, abenteuerlichen und spannenden Erlebnisse des renommierten Abenteurers. Es bietet dennoch gute Unterhaltung, da es neue Einblicke in das Leben und Denken des großen Bergsteigers gibt, der eindrucksvoll vermittelt, wie Gegenwind Flügel wachsen lässt. Und die Fähigkeit, auch im Alter Träume zu realisieren. Die Denke erinnert etwas an Niki Lauda, der ebenfalls angab, an seinem stärksten Widersacher und Gegner, James Hunt, gewachsen zu sein.
Ein lesenswertes und sehr persönliches, vielleicht Messners persönlichstes Buch. Es entbehrt auch tiefsinnige bis philosophische Gedanken nicht - auch wenn es bisweilen als späte Abrechnung mit einstigen Kritikern, Kontrahenten, Missgünstlingen und Neidern erscheint. Dabei ist es selbst nicht fehlerfrei, wenn etwa der Bergreiseveranstalter Lukas Furtenbach als "Bergführer" betitelt wird, ohne ein solcher zu sein. Nobody is perfect!
Reinhold Messner
Gegenwind - Vom Wachsen an Widerständen
336 S.
ISBN 978-3-89029-595-4
€ 25,-